Junges Aussehen ist genetisch bedingt: Was sagt die Forschung?

1 (18)Viele Forschungen drehen sich darum, den Alterungsprozess beim Menschen zu verlangsamen. Gute Ergebnisse brachten Studien aus den USA, Kanada und Großbritannien. Niederländische Forscher des Erasmus MC University Medical Center in Rotterdam kamen zu einem ganz anderen Ergebnis.

Das Erbgut ist entscheidend

Das Forscherteam um Manfred Kayser entdeckte, dass ein einzelnes Gen entscheidet, wie man im Alter aussieht. Bekannt war der DNA-Abschnitt MC1R für seine Kontrolle über die Pigmentierung der Haut und der Farbe des Haars. Das Forscherteam haben eine weitere Funktion dieses Gens erkannt: Es entscheidet, ob das Gesicht im Alter alt oder jung wirkt.

Für die Forschung griff das Team eine Langzeitstudie zurück, an der 2.693 Menschen teilgenommen haben und die seit 1990 läuft. Die Mitglieder des Teams erhielten Fotos mit hoher Auflösung der Probanden. Anhand dieses Bildmaterials musste das Team das Alter der auf dem Foto gezeigten Person schätzen. Im nächsten Schritt begann für die Forscher die Suche nach Gemeinsamkeiten im Erbgut der Probanden, die man jünger oder älter geschätzt hatte. Mit großem Abstand erkannten sie bei MC1R den größten Zusammenhang.

Die Genvariante

Im Erbgut haben einige Menschen von MC1R mehr als eine Standardversion; es können auch eine oder mehrere Varianten vorhanden sein. Das Team kam zu dem Ergebnis, hat der Proband in seinem Erbgut zwei Varianten von MC1R, wird er im Durchschnitt um zwei älter geschätzt als die Personen, die nur mit Standard-Gen ausgestattet sind. Diese Zusammenhänge, so die Forscher, waren unabhängig vom Geschlecht, von Farbe oder Schäden der Haut und vom Alter.

Erklärung von Studienleiter Kayser

Studienleiter Kayser sagte, er habe zu ersten Mal die Erklärung, warum manche Leute jünger und andere älter aussehen, in einem einzelnen Gen gefunden. Bis vor einiger Zeit kamen Studien zu dem Ergebnis, dass das wahrgenommene Alter von Umwelteinflüssen und den genetischen Anlagen abhängig ist.

Beurteilung der Studie

Viele Genetiker sehen diese Studie positiv, so auch Lars Bertram, der an der Universität zu Lübeck tätig ist. Er findet die Studie von Manfred Kayser und seinem Team interessant. Grund ist, dass eine Studie bezüglich des Alterungsprozesses aufgrund genetischer Ursache in diesem großen Umfang noch nie durchgeführt wurde. Er bemängelte jedoch, dass die Zusammenhänge zwischen den bestimmten Phänomenen der Haut und den MC1R-Varianten einer besseren Herausarbeitung bedürfen.

Markus Nöthen, Humangenetiker an der Universität Bonn ist der Meinung, diese Studie und ihre Ergebnisse sind solide. Die Ergebnisse der Studie sind nur ein erster Schritt auf der Suche nach dem Erbgut und genetischen Ursachen, die für den Alterungsprozess maßgeblich sind. Es ist aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.